BUND Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg

Tag der biologischen Vielfalt 2023: Ohne Insekten keine Menschen

Pressemitteilung vom 17.05.2023

  •         BUND SH warnt vor dramatischen Folgen des Biodiversitätsschwundes
  •         Weltweite Nahrungssicherheit hängt von funktionierenden und vielfältigen   Ökosystemen ab

Zum „Tag der biologischen Vielfalt" am 22. Mai appelliert der BUND für Umwelt und Naturschutz e. V. Landesverband Schleswig-Holstein (BUND SH) an die Politik und Verbraucher*innen, die Biodiversitätskrise endlich ernst zu nehmen.

Millionen Tier- und Pflanzenarten sind heute weltweit vom Aussterben bedroht. Die Biotope und Arten verschwinden auch direkt vor unserer Haustür – hier in Schleswig-Holstein. Es wird immer wahrscheinlicher, dass ganze ökologische Netzwerke zusammenbrechen. Die menschliche Existenz ist an funktionierende Ökosysteme gebunden. In zahlreichen Beiträgen, Stellungnahmen und Positionen zeigt der BUND SH mögliche Wege auf, wie wir alle unsere Natur schützen können.

„Der Natur geht es schlecht. Die Lebensräume und die Arten schwinden, die Gewässer sind verschmutzt. Das Netz des Lebens wird poröser," erklärt Bini Schlamann, Agrar- und Biodiversitätsreferentin des BUND SH und verdeutlicht die Auswirkungen: „Biologische Vielfalt beeinflusst unsere Nahrungsmittel, unsere Gesundheit und auch die wirtschaftlichen Grundlagen für die kommenden Generationen. Aber wir alle können etwas tun! Eine Möglichkeit unter vielen ist der massive Ausbau von Ökolandbau. Deshalb empfehle ich den Kauf von Bioprodukten, da kann jede*r etwas tun."

Vielen Menschen sind die Gefahren durch das Sterben der Arten und das Verschwinden der Biotope nicht bewusst, weil es nicht sichtbar genug ist (siehe dazu unsere Pressemitteilung vom 15. Mai zur „Inventur der Natur"). Der weltweit anerkannte Biodiversitätsexperte Edward Wilson hat vorgerechnet: Wenn alle Insekten aussterben würden, würde ihnen in nicht einmal einem einzigen Jahr der Mensch folgen.

Sterben beispielsweise pflanzenbestäubende Insekten aus, wird es in der Folge keine Blüh-Pflanzen mehr geben, auf die wiederum viele Pflanzenfresser angewiesen sind. Zusätzlich verhungern Vögel und kleine Säugetiere, die sich von genau diesen Insekten ernähren. So zieht sich der Artenschwund bei den Gliedertieren durch das Nahrungsnetz bis zu uns Menschen.

Kontakt für weitere Informationen

Bini Schlamann
Referentin für Agrar- und Biodiversitätspolitik
Tel. 0176 60365296
Mail: bini.schlamann@


 

PE zum Tag des Artenschutzes 3.3

Der 3. März ist „Tag des Artenschutzes“
Der BUND erinnert an den „Tag des Artenschutzes“ am 3. März, an dem im Jahr 1973 das Washingtoner Artenschutzabkommen unterzeichnet wurde. Es war die Konsequenz aus der Erkenntnis, dass durch den ungeregelten internationalen Handel mit seltenen Tieren und Pflanzen deren kritische Dezimierung oder Ausrottung drohte.
Während man damals in erster Linie an für den Handel interessante Spezies dachte, wie zum Beispiel einige Reptilien- oder Orchideenarten, stellt sich die Bedrohungskulisse 50 Jahre später deutlich erweitert dar. Damals existierte beispielsweise der Begriff „Insektensterben“ nicht und mit „Biodiversität“ konnten allenfalls Wissenschaftler etwas anfangen.
Heute bedeutet Artenschutz, dass wir nicht nur einzelne Arten, sondern
Lebensräume, mithin die natürlichen Lebensgrundlagen schützen müssen. Die erforderlichen Maßnahmen reichen vom Verzicht auf Schottergärten bis zum effektiven Klimaschutz. Dabei kann jeder einen Beitrag leisten, z.B. durch Schaffung eines insektenfreundlichen Milieus „vor der eigenen Haustür“.

Praktische Tipps dazu stellt u.a. der BUND zur Verfügung
(https://bielefeld.bund.net/themen-und-projekte/bund-tipps-insektengarten/).
W.P., 16.2.23
 

 


 

Was zu viel Licht am Himmel anrichtet

Neustädter Astrophysiker Peter Weinreich weist auf Auswirkungen hin – Schädlich auch für Mensch und Tier

Neustadt. Verdreckte Meere, schlechte Luft, saure Böden – viele Umweltbelastungen sind bekannt. Doch Lichtverschmutzung ist ein Thema, das selten in den Fokus rückt. „60 Prozent der Europäer bekommen die Milchstraße nie mit eigenen Augen zu sehen. Und das nicht, weil sie nur nach unten schauen, sondern weil der Himmel durch künstliches Licht zu hell ist", sagt der Neustädter Astrophysiker Peter Weinreich. Es werde immer schwieriger, Sterne und andere Schönheiten am Himmel zu beobachten. Zudem habe Lichtverschmutzung auch negative Auswirkungen auf Mensch und Tier.

Pro Jahr nehme die Lichtmenge um zehn Prozent zu. Seit dem Einsatz von sparsameren LED-Leuchten werde noch mehr Licht verwendet und strahle auch nach oben ab. „Ein Kind, das heute geboren wird, kann 250 Sterne sehen, an seinem 18. Geburtstag nur noch zehn", sagt Weinreich und zieht Berechnungen aus der Astrophysik heran.

Weinrich präsentiert eine Aufnahme aus der ISS. Auf der ist zu sehen, dass es besonders hell über den Niederlanden und Belgien oder Norditalien leuchtet: „Diese Lichtglocken reichen über 300 Kilometer. Es scheint in Deutschland noch im Rahmen zu sein. Das ist aber eine optische Täuschung. Wir leben nicht im Land der Seligen." Es sei nur nicht so extrem hell wie anderswo.

Es sei ja richtig, dass die Städte beleuchtet werden. Aber die Leuchten sollten dahin gerichtet werden, wo sie benötigt werden – nicht nach oben in den Himmel. Weinreich dokumentiert seit 2017 in seiner Umgebung die Lichtverschmutzung. Es gebe deutlich Stellen, wo man keine Sterne sehe. Es sei auch nicht weniger geworden, trotz Energiekrise und Abschaltungen von Beleuchtungen, sagt er.

Nur im ersten Lockdown 2020 habe er einen klareren Himmel festgestellt. „Das lag daran, dass deutlich weniger Flugzeuge unterwegs waren." Denn neben dem künstlichen Licht von der Erde sorgen auch Flugzeuge und Satelliten für Störungen am Himmel.

Weinreich mahnt aber, dass die Auswirkungen auch Mensch und Tier betreffen. „Bei Insekten ist ein Fehlverhalten in der Orientierung, eine Störung der Fortpflanzung und Fehlverhalten bei der Nahrungssuche zu beobachten", sagt er Eine Folge sei ein verstärktes Insektensterben und eine geringere Bestäubungsleistung. Selbst Rehe würden nachts aufstehen, weil sie denken, die Sonne gehe auf. Die Wissenschaft registriere aber auch beim Menschen eine Störung des Biorhythmus, Schlaf- und Verhaltensstörungen, steigende Nervosität und Aggression. Dies alles sei Anlass genug, die Problematik stärker zu thematisieren und sich gemeinsam für Klimaschutz und gegen Lichtverschmutzung zu engagieren.

Peter Weinreich verweist auf die Earth Hour am Sonnabend, 25. März, ab 20.30 Uhr: „Wenn jeder von uns eine Lampe ausschaltet, dann sind das allein in Deutschland über 80 Millionen. Das spart nicht nur Energie, sondern tut auch der Umwelt gut." Er werde weiterhin versuchen, die Lust an den Sternen zu vermitteln: Nur dann werde sich auch die nächste Generation darum kümmern, denn „Sterne sind eine unglaubliche Schönheit".

mb
Quellenangabe: Lauenburg vom 26.02.2023, Seite 16

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