Notfallplan für die Schiebenitz
LL vom 27.02.23, Autor: Herbst

Presseerklärung BUND
Umweltskandal / Schiebenitz
Pressemitteilung vom 22.01.2023
Großes Interesse an der BUND-Veranstaltung zum Umweltskandal an der Schiebenitz
Rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger besuchten eine Informationsveranstaltung, zu der die Kreisgruppe des BUND für den 19.01.2023 in Köthel anlässlich einer folgenreichen Verunreinigung der Schiebenitz eingeladen hatte. Im November kam es zu einem Absterben aller sauerstoffabhängigen Organismen in dem Bach zwischen Schretstaken und Köthel. Das sind nicht nur Fische, sondern auch Klein- und Mikroorganismen, die für die Selbstreinigung des Gewässers sorgen. Da sich viele Vögel, wie der Eisvogel, von dieser aquatischen Fauna ernähren, ist auch ihre Lebensgrundlage betroffen. Die Schiebenitz mündet in die Bille, weshalb sich der Vorfall auch auf diese auswirkt. Nach einem von den Teilnehmern mit großem Interesse aufgenommenen einführenden Vortrag des Biologen Dr. Heinz Klöser über die Ökologie der Fließgewässer berichtete der für das betroffene Revier zuständige Förster und Kreisnaturschutzbeauftragte Eckhard Kropla über seine langjährigen Beobachtungen des Baches. Anhand einer umfangreichen Fotodokumentation zeigte er auf, dass es sich bei dem Vorfall um wiederkehrende Ereignisse handelt. Beispielhaft führte er eine illegale Gülleeinleitung in 2005 auf, die ebenfalls zum Totalausfall der Bachfauna geführt hat. Die jetzige Gewässerverunreinigung drückt sich u.a. durch deutlich erhöhte Ammoniumkonzentrationen aus. Messungen im November und Dezember 2022 ergaben Werte, die zum Teil um das mehr als 20-fache über dem empfohlenen Richtwert lagen. In niederschlagsarmen Perioden, die sich als Folge des Klimawandels weiter häufen dürften, werden Kläranlagenabläufe in den Gewässern nicht mehr genügend verdünnt. Dadurch kann bereits eine reguläre und grenzwertkonforme Einleitung durch toxische Ammoniumkonzentrationen und Sauerstoffaufzehrung das gesamte Bachleben töten. Der Referent stellte deshalb dringenden Handlungsbedarf fest, damit sich solche katastrophalen Auswirkungen in dem ökologisch wertvollen Bach Schiebenitz nicht wiederholen. Dabei dürfe die betroffene Gemeinde mit der Problemlösung an der Kläranlage nicht allein gelassen werden! Die Ursache für den aktuellen Vorfall schlicht auf einen erhöhten Laubeintrag verbunden mit geringen Abflüssen zurückzuführen, wie dies von der Wasserbehörde in einer ersten Einschätzung getan wurde, sei dagegen allem Anschein nach abwegig. In der regen Beteiligung an der anschließenden Diskussion drückte sich einmal mehr die große Sorge der Bevölkerung um den Zustand ihrer Umwelt und das Unverständnis für das unzureichende Handeln der Verantwortlichen aus. Landrat und Untere Wasserbehörde schickten dagegen - aus terminlichen Gründen - keine Vertreter, trotz expliziter Einladung.
Inhaltlich: Wolfgang Pohle, Mitglied im Vorstand der BUND Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg
Leserbrief zum Artikel in BZ/LL vom 13.01.2023
Leserbrief zum Titel "Einst Biotop, jetzt tot – was geschah mit der Schiebenitz?" in der Lauenburgischen Landeszeitung
Ursachen- und Schadensbeseitigung durch Verursacher
Schretstaken, Köthel. Zum Bericht in der Lauenburgischen Landeszeitung, Lokalausgabe der Bergedorfer Zeitung, mit dem Titel "Einst Biotop, jetzt tot – was geschah mit der Schiebenitz?" vom 13. Januar besteht zu den festgestellten Tatsachen noch ergänzend Aufklärungsbedarf. Als offensichtlich zutreffend kann angenommen werden, dass die Schadensursache aus Einleitungen von menschlichem und/oder tierischem Urin herrühren, wie möglicherweise aus der gemeindlichen Kläranlage von Groß Schretstaken. Daneben hat sich zusätzlich schädlich ausgewirkt, dass die Vorflut der Schiebenitz, also die natürlich abfließende Wassermenge, aufgrund sehr geringer Niederschläge im Oktober (i.M. 0,8 mm/Tag) und im November (i.M. 0,5 mm/Tag) fast trockengefallen war. Damit war der behördlich zulässige Verdünnungseffekt nicht mehr gegeben, die Gewässerqualität verschlechterte sich entgegen der Forderung des "Verschlechterungsverbotes" in der EU-Wasserrahmenrichtlinie in der Schiebenitz und fast alles tierische Leben in der Schiebenitz starb. Mit Blick auf eine schnellstmögliche Beseitigung der Schadensursache und des Umweltschadens sind folgende Fragen offen und zu klären:
1. Hat die Kreiswasserbehörde die Voraussetzungen zur Wasserrechtlichen Genehmigung der gemeindlichen Kläranlage in Bezug auf die Schiebenitz als ausreichend leistungsfähiger Vorfluter in den letzten Jahren überprüft, wenn ja, hat sie mögliche, weitergehende Reinigungsanforderungen an die Gemeinde gestellt und durchgesetzt?
2. Trifft es zu, dass die Kreiswasserbehörde aufgrund vormaliger Schäden in der Schiebenitz schon vor Jahresfrist die Gemeinde Schretstaken aufgefordert hatte, die vorhandene Gemeindekläranlage um eine weitere Reinigungsstufe z.B. in Form eines Schönungsteiches besser zu ertüchtigen?
Am Donnerstag 19. Januar um 19.30 Uhr veranstaltet der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) eine Informationsveranstaltung zur Schiebenitz in der Hermann-Jülich-Werkgemeinschaft in Köthel / Lbg., Donnerblock 24. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn zuständige Vertreter aus der Kreiswasserbehörde und der Gemeinde Schretstaken sich auch an der Ursachenklärung und damit an der schnellen Schadensbeseitigung beteiligen möchten.
Dipl.-Ing. Hans-Heinrich Stamer
Pressemitteilung des BUND vom 12.01.2023
Schiebenitz tot - Bille bedroht – BUND informiert
Am Donnerstag den 19.01.2023 um 19:30 Uhr informiert der BUND im Raum der Hermann Jülich Werkgemeinschaft e.V. im Donnerblock 24 in 22929 Köthel / Lbg. über einen von der Bevölkerung der umliegenden Dörfer weitgehend unbemerkten Umweltskandal. Er betrifft in erster Linie die Schiebenitz, die in die Bille mündet, weshalb auch diese betroffen ist.
Der Grund sind illegale Einleitungen in die Schiebenitz zwischen Schretstaken und Köthel, die schon zum dritten Mal innerhalb von nur 10 Jahren zu einem Absterben der Gewässerlebewesen durch Sauerstoffmangel geführt haben. Betroffen sind nicht nur Fische, sondern auch Klein- und Mikroorganismen, die für die Selbstreinigung des Gewässers sorgen. Da sich viele Vögel, wie der Eisvogel, von dieser aquatischen Fauna ernähren, ist auch ihre Lebensgrundlage bedroht.
Der BUND hat Mitte September Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt und nimmt diesen Skandal zum Anlass um über die empfindliche Ökologie der Schiebenitz zu informieren und freut sich auf interessierte Gäste, deren eigene Beiträge zu der Problematik willkommen sind. Referenten sind u.a. der Förster und Kreisnaturschutzbeauftragte E. Kropla.